Bei meinen vorherigen Art Residencies war ich immer an mir unbekannten Orten und habe mich vom Unbekannten inspirieren lassen.
Bei der DN A Residency ist dies nicht so. Ich bin in der Gegend aufgewachsen und sobald wir von der Autobahn abfahren kommt eine Erinnerung nach der anderen wie Unkraut in mir hoch. Nach der Matura vor mehr als zwanzig Jahren konnte der Auszug aus dem Elternhaus nach Wien gar nicht schnell genug passieren. Seitdem ist die Großstadt mein zu Hause und die Besuche am Land wurden immer seltener.
Dieses Jahr wollte ich eigentlich gar nicht rausfahren, doch dann kam die Möglichkeit, an der DN A Residency teilzunehmen. Ich habe mir ein paar Tage Bedenkzeit genommen, mich dann dafür entschieden.
Ich wollte spüren, wie es sich anfühlt, Zeit in einer vertrauten Umgebung mit mir unbekannten Menschen zu verbringen. Ich wollte wissen, ob es mir möglich ist, den Ort mit neuen Erinnerungen zu verknüpfen.
Außerdem wurde ich als Kind nicht unweit von der Villa von einer Biene gestochen, was einen allergischen Schock auslöste, den ich nur haarscharf überlebt habe. Die Allergie wurde behandelt, ein Insektentrauma ist geblieben. Seitdem bin ich ungern in der Natur. Dem wollte ich mich – mit einem Insektenschutzgitter im Gepäck – stellen.
Im den letzten Jahren habe ich mich viel mit Trauma und Selbstregulation befasst. Ich habe entdeckt, dass mich Musik machen beruhigt. Und so habe ich angesichts einer möglichen Konfrontation mit meinen Erinnerungen und Ängsten statt Pinsel und Farbe meine liebsten Instrumente mitgenommen, um mir dort ein Setup aufzubauen, mit dem ich mich selbst beruhigen kann. Ich wusste, dass weitere MusikerInnen kommen und wollte mir die Möglichkeit offen halten, mit dem einen oder der anderen gemeinsam zu spielen. Gleichzeitig war die Idee, Sounds aus der Umgebung und vor allem der Villa zu sammeln und mit Hilfe meines Samplers eine Klangwelt zu erschaffen, welche meine Stimmung auf der Residency widerspiegelt. Zusätzlich möchte ich zum Ton ein Video schneiden. Dazu habe ich Nahaufnahmen von Gegenständen in der Villa gemacht, die mich visuell angesprochen haben.
Finden und hören, kann man den neuen Song "POST ALPINA" von BOICUT auf seinem Youtube-Kanal unter dem Pseudonym LOWOAKS.